Wie lerne ich fremdsprachige Wörter?

Sie besuchen schon seit einiger Zeit einen Fremdsprachenkurs, machen fleißig alle Übungen mit, sitzen stundenlang an dem Wortschatz und übertragen diesen fein säuberlich in Ihr Vokabelheft. Sie wissen, wo sich all die neuen Wörter in Ihrem Lehrbuch befinden und Sie haben diese farbig markiert. Allerdings bringt Ihnen das alles nichts und wenn es ans Sprechen kommt, haben Sie nichts als eine weiße Leinwand vor den Augen und Meeresrauschen im Kopf? Alle so schön markierten Wörter sind weg und Sie können sich zwar aus irgendwelchen Gründen an das chinesische Wort erinnern, nicht aber an dieses eine, das Sie jetzt brauchen?

Dann lassen Sie sich 10 Tipps geben, wie Sie fremde Wörter so lernen, damit sie für immer im Gedächtnis bleiben!

1. Lernen Sie Wörter nie isoliert

Nehmen Sie ein Wort aus Ihrer Muttersprache, wiederholen Sie es 20 Mal nacheinander und Sie merken, dass es am Ende keinen Sinn mehr ergibt und sich nur zu einer Reihe von Buchstaben auflöst. Das Selbe passiert, wenn Sie fremdsprachige Wörter isoliert lernen. Für das Gehirn ist es schon von Anfang an eine sinnlose Reihe von Lauten bzw. Buchstaben. Ein Wort prägt sich nur dann ein, wenn wir Sinnverknüpfungen aufbauen. Deswegen lernen Sie neue Wörter immer in einem Satz. Statt 10 Mal das Fleisch, der Fisch, die Suppe zu wiederholen, sagen Sie einmal „Heute habe ich 100 Euro im Lotto gewonnen, deshalb esse ich heute zum Abend die Krabbensuppe, das Bison-Fleisch mit Gemüse und den Fisch vom Kochelsee“.

 

 2. Benutzen Sie visuelle Unterstützungen

Jeder von uns glaubt, er sei ein „Schreib-Lerntyp“, „Sprechen-Lerntyp“, „Schauen-Lerntyp“ Das mag zwar sein, dass einer dieser Wahrnehmungstypen in uns überwiegt, allerdings hat jeder auditive, visuelle, kinästhetische und sogar olfaktorische (das Riechen) und gustatorische (das Schmecken) Wahrnehmungsmechanismen. Und gerade bei Fremdsprachen darf man nichts außer Acht lassen. Eine der besten Methoden ist es, überall in Ihrer Wohnung oder in Ihrem Büro farbige Post-Its aufzukleben - auf der Tür mit Aufschrift „Tür“ und auf dem Hund „Hund“. Wenn der betreffende Gegenstand aber im Zimmer nicht vorhanden ist, malen Sie kleine Bildchen unter den Begriffen. Je lustiger und kindischer diese sind, desto besser ist der Lerneffekt. Am besten lernt man, wenn es emotionell wird.

3. Bewegen Sie sich

Warum schaukeln kleine Kinder in der Schule auf den Stühlen? Na weil sie einen kleinen Motor in sich haben, der sie nicht ruhig sitzen lässt. Aber nicht nur deshalb. Rhythmische Bewegungen helfen uns besser die Informationen zu merken. So werden sofort mehrere Neuronenketten aktiviert, was die Merkfähigkeiten verdoppelt. Machen Sie ein Experiment: Die nächsten zehn Wörter lernen Sie so, wie Sie es immer machen. In 5 Tagen machen Sie einen Test und prüfen, wie viele davon hängen geblieben sind. Bei den übernächsten 10 Wörtern hopsen Sie beim Lernen. Wenn es Ihnen zu extrem ist – dann drehen Sie beim Lernen im Zimmer Ihre Runden. Und nach 5 Tagen prüfen Sie wieder. Doppelt so viele!

4. Schlagen Sie nach

„Verkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellschaft“ oder einfacher gesagt hsajdklfheqfilahjsdcljkasebviur. Deutsche Wörter gelten als die längsten, aber auch andere Sprachen haben genug Wortraupen. Wenn Ihnen ein Wort besonders schwer fällt, dann schlagen Sie nach. Was ist der Ursprung dieses Wortes? In welche Teilstücke lässt es sich teilen? Woher stammt der eine oder der andere Teil? Und schon wissen Sie das Wort für immer, da jetzt eine spannende Geschichte dahinter steckt.

 

5. Bauen Sie Eselsbrücken auf

Aber nicht zu viel. Diese muss man sich ja auch merken. Eselsbrücken sind immer dann empfehlenswert, wenn ein Wort keiner Logik unterliegt. z.B. Ameisen laufen am eisen. Und sofort entsteht ein Bild, wie brave Ameisen mit einer Ameisenflagge die Spitze des Empire State Building hochklettern. Oder wenn zwei sehr ähnliche Wörter zusammentreffen und sich nicht merken lassen. z.B Blüten und bluten. Wenn es zudem in Ihrer Muttersprache keine Unterteilung in lange und kurze Vokale gibt, dann ist es schon eine harte Nuss! Das könnte man so merken:

6. Lernen Sie sofort die ganze Familie kennen

Gewicht, Gedicht, Gesicht, Gericht, noch ein Gericht und wenn schon, dann noch Geschichte dazu. Bei solchen Schönheiten muss man sofort alle Gegner kennenlernen und sich sofort die Unterschiede aufzeigen. Wenn Sie sie nacheinander lernen, kommt irgendwann der Moment, in dem sich die Wörter vermischen. Wenn Sie sich aber vom Anfang an den Gegnern stellen und sich die Unterschiede merken, wird es nie der Fall sein.

7. Gegensätze suchen

Adjektive und Adverbien sind immer am schwierigsten zu lernen, da sie klein, ähnlich und untergeordnet sind. Man kann sie alle einzeln angehen und sich irgendwann in der Menge begraben sehen oder sofort deren Anzahl halbieren, indem man Gegensätze zusammen lernt. Süß – sauer, selten – oft, schön – hässlich. Und wieder in einem Satz: „Ich muss etwas Süßes essen, sonst werde ich sauer“.

 

8. Handy hilft

Jeden Tag 20 min in den Öffentlichen ein Wortspiel spielen bringt Ihnen viel mehr als Zuckerzerstörung oder Gesichtsbüchlein. Wechseln Sie zum Wort des Tages oder etwas ähnlichem. Es existieren mittlerweile sehr viele Lernhilfe-Apps. Dabei werden sofort drei Neuronenketten in Anspruch genommen – Touch, Lesen, die Haltestelle nicht verpassen.

 

9. Der beste Gesprächspartner – ich

Lernen sie nie stumm. Sprechen Sie mit sich. Lassen Sie Ihre Nachbarn denken, Sie wären crazy. Das macht denen bestimmt Spaß. So werden sofort akustische und Bewegungsmechanismen aktiviert. Das ist wie Fahrrad fahren. Ihre Zunge gewöhnt sich auch an das neue Wort. Sie wird in Zukunft automatisch die richtigen Muskeln anspannen. Wichtig – richtig aussprechen, sonst besteht die Gefahr, eine falsche Variante für immer zu merken. Jetzt aufstehen und schön laut sagen:

Grundstücksverkehrsgenehmigungszuständigkeitsübertragungsverordnung!

Rindfleischetickettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz!

Hundertdreiundzwanzigtausendsiebenhundertvierundfünfzig!

 

10. Wiederholen

Bitte wiederholen! und nochmal! und nochmal! und noch zwei mal! Nein, nein, nein, tun Sie Ihre Notizen, alte Post-its mit „Tür“ und „Hund“ in die Papiermülltonne zurück. Wiederholen müssen Sie beim lernen. Haben Sie heute das Wort „heute“ gelernt, dann müssen Sie sich sofort fragen „Was war das Gegenteil, das ich gestern gelernt habe? Ah ja, „gestern“!“ Nur mitm Aufbauen von solchen Assoziationsketten werden Sie wirklich Meister. Ein isoliertes Wort wird nie hängen bleiben.

 

Wir wünschen Ihnen viel Erfolg!

 

 

 

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